Im Sommer letzten Jahres hatten wir Ihnen das erste Mal von unserem Kaninchen Happy berichtet, dessen Hinterläufe seit einer Raubtierattacke gelähmt waren. Im Zuge dessen hatten wir einen Spendenaufruf für einen speziell angefertigten Rollstuhl für ihn gestartet, um ihm die Alltagsbewältigung etwas zu erleichtern. Leider nahm Happys Wohlbefinden innerhalb kürzester Zeit abrupt ab. So rapide, dass wir uns dazu entscheiden mussten, ihn über die Regenbogenbrücke hoppeln zu lassen.

Nach Rücksprache mit den zahlreichen Spendern und Spenderinnen, die uns und unseren Happy so großzügig unterstützt hatten, haben wir uns letztendlich dazu entschieden, mithilfe der Spendengelder unteranderem die Sanierung unserer Reptilienterrarien inklusive neuer Scheiben, neuem Bodengrund, neuer Einrichtung und Bepflanzung etc. zu finanzieren. Den Rest der eingenommenen Spenden werden vermutlich unseren Ratten, Degus, Vögeln & Co. zugute kommen. Unsere insgesamt 13 Schlangen sowie vier Achatschnecken und die gesamte Kleintierabteilung freuen sich riesig darüber und sagen Danke.

  

Der Trend zur Reptilienhaltung wird immer größer. Ob Python, Kornnatter oder Schildkröte – Immer mehr Menschen entscheiden sich dazu, ein exotisches Tier zu halten. Doch was viele nicht bedenken, sind die Anforderungen und Haltungskosten, die ein Reptil mit sich bringt. Das bekommen leider auch wir im Tierschutzverein für Tirol immer öfter zu spüren.

Jedes Jahr werden in unseren Tierheimen zahlreiche Reptilien abgegeben oder, wie erst im vergangenen Jahr, einfach vor die Tür gesetzt. Hauptgrund der Abgaben sind meist:

  • Überforderung mit der Größe der Tiere
  • zu hohe Kosten für beispielsweise Strom oder Tierarzt
  • Umzug

Den meisten Haltern ist leider auch nicht bewusst, dass viele Reptilien ein hohes Alter erreichen können. Ein Königspython hat beispielsweise eine Lebenserwartung von 20 Jahren und kann bei guter Haltung sogar über 30 Jahre alt werden.

Leider kommt es ebenso immer wieder vor, dass die wärmeempfindlichen Tiere einfach ausgesetzt werden. Dies ist für Reptilien besonders gefährlich, da die exotischen Tiere besonders im Winter schnell auskühlen und ihnen somit der Tod droht.

Vor der Anschaffung:

Wie bereits in der Ausgabe 04/21 unseres Tierschutzkuriers berichtet, gilt es einige wichtige Informationen vor der Anschaffung von Reptilien zu beachten. Dem geht hervor, dass, gemäß § 5 der 2. THVO, potentielle Käufer schon vor dem Kauf eines Reptils Kenntnisse über die Biologie der jeweiligen Art erwerben und ein entsprechendes Terrarium vorbereiten müssen. Dieses Terrarium muss den artspezifischen Bedürfnissen der gewählten Tierart bzw. dem der Herkunftsbiotope (z.B. Tropen, Wüste, etc.) hinsichtlich Wärme, Licht, Belüftung sowie Luft- und Bodensubstratfeuchtigkeit entsprechen. Auch eine adäquate und artspezifische Ernährung (mit lebenden Insekten, „frischtoten“ Kleintieren, frischem Gemüse und Obst, speziellen Vitaminpräparaten etc.) muss sichergestellt werden. Sowohl die Einrichtung eines Terrariums, als auch die Pflege der Tiere benötigt einiges an Fachwissen und vor allem Zeit und Geld.

Vorsicht beim Kauf:

Auch beim Kauf ist Vorsicht geraten! Für viele Wildtierarten gelten artenhandelsrechtliche Bestimmungen. Sie sind auf Grund ihres Gefährdungsstatus
(vom Aussterben bedrohte Arten) in den Anhängen I – III des Washingtoner Artenhandelsabkommens (CITES) gelistet und der Handel wird streng überwacht. Informationspflicht besteht für gewerbliche Betriebe beim Verkauf von Tieren mittels Merkblättern gemäß § 31 Tierschutzgesetz.
Beim Kauf von CITES-pflichtigen Tierarten (CITES= Konvention über den Handel mit gefährdeten wildlebenden Tier- und Pflanzenarten) achten Sie auf die Übergabe der notwendigen CITES Papiere (Auskunft bei CITES Abteilung II/4 des BMLFUW). Für Exemplare von Arten des Anhang A besteht ein generelles Vermarktungsverbot – für jede kommerzielle Nutzung ist daher eine CITES – Bescheinigung notwendig!

Die richtige Haltung und deren Kosten:

Je nach Art braucht ein Reptil eine spezielle technische Einrichtung für seine artgerechte Haltung. Zusätzlich zum Terrarium (ca. 150 – 300 €) benötigt es dann also beispielsweise noch die notwendige Lichtanlage (Wärmelampe, UV-Licht – ca. 60 – 150 €), die notwendige Regelung der Luftfeuchtigkeit und entsprechende Kontrolleinrichtungen (z.B. Hygrometer und Thermometer – ca. 15 – mehrere 100 €) und die Ausgestaltung des Terrariums mit Pflanzen- und Bodensubstrat.

Außerdem fallen monatlich laufende Kosten an, die sich aus Futter- & Stromkosten sowie dem Austausch von Leuchtmitteln und anderen technischen Einrichtungsgegenständen zusammensetzen. Dazu kommen die Tierarztkosten, die jedoch bei optimalen Haltungsbedingungen relativ gering ausfallen dürfen.

Allein die Haltungskosten können sich somit für z.B. eine Schildkröte auf 540 € / Jahr, für einen Leguan auf 1.320 € / Jahr belaufen. Somit sollte sich der Kauf eines Reptils, genau wie eines jeden anderen Tieres, gut überlegt werden.

Grundsätzlich gilt: Erst Informieren, dann Kaufen. Vor der Anschaffung sollte man sich im besten Fall Rat bei Experten und/oder bei der Behörde holen. Jedes Reptil hat seine eigenen Ansprüche und stellt artspezifische Anforderungen an seinen künstlichen Lebensraum. Man sollte sich zuerst darüber Gedanken machen, ob man die Anforderungen, die so ein Tier mit sich bringt, erfüllen kann und möchte.

Wichtig: Jedes Reptil, das einen Haushalt bezieht, ist binnen 14 Tagen bei der zuständigen Behörde anzumelden.

In Innsbruck müssen exotische Tiere beim Stadtmagistrat und in allen anderen Bezirken in der jeweiligen Bezirkshauptmannschaft gemeldet werden. Die Meldung ist Pflicht, da diese Tiere eine besondere Haltung benötigen. Beim Erwerb von Reptilien bekommt man bei einem seriösen Verkäufer immer einen Herkunftsnachweis, auf dem die Anzahl und der wissenschaftliche Name der Tiere vermerkt ist. Dieser ist bei der Anmeldung erforderlich.

Viele weitere interessante Tipps und wichtige Informationen zum Thema Reptilien und ihre Anforderungen finden Sie in der Ausgabe 04/21 unseres Tierschutzkuriers.