Eine bewirtschaftete Hütte im Zillertal hat wie die meisten ihre Saison mit Anfang Oktober beendet.
Die eigentlich idyllische Hütte mit freilaufenden Tieren, wie Hühner, Ziegen und Schweinen, gaukeln den Besuchern im Sommer eine heile Welt vor. Doch nach Saisonende, wenn die Tiere ins Tal gebracht werden sollen, sind manche für die Almbetreiber unnütz und werden einfach zurückzulassen. In unseren Augen eine Schweinerei und dies hat nichts mit einem Alm-Paradies zu tun.

Eine Wanderin war vor etwa 4 Wochen mit ihrem Hund dort oben im Gebirge spazieren, als sie zwei Hähne an der bereits verrammelten Hütte entdeckte. Die Tiere liefen im Freien und hatten keinerlei Möglichkeit für einen Unterschlupf. Die Dame kontaktierte die Wirte und informierte sie über die zurückgelassenen Tiere. Die Antwort lautete bloß, dass man sie nicht einfangen konnte und dass sie es zu einem anderen Zeitpunkt versuchen würden.

Vor einer Woche, also drei Wochen später, ging die Dame nochmals an der Hütte vorbei und entdeckte die bereits völlig ausgehungerten Hähne im Schnee, die ihr mittlerweile vor Hunger entgegenflogen. Die Besitzer schienen es nicht für nötig zu halten, die von ihnen zurückgelassen Tiere abzuholen, denn von „nicht einfangen können“ konnte nicht die Rede sein.

Darauf hin rief die Dame bei uns an und meldete die Angelegenheit. Einen Tag später machten wir auf den Weg, um die Zwei zu holen. Zu dem Zeitpunkt lag bereits viel Schnee, was den Weg bis auf die Hütte zwar erschwerte, uns aber nicht von unserem Einsatz abhalten konnte. Kaum hatten wir die Hütte erreicht, ließ sich schon der erste Hahn blicken und der zweite flog völlig entkräftet dazu. Einer von beiden ließ sich ohne jeglichen Widerstand und Gegacker einfangen. Der andere war noch etwas mehr bei Kräften, aber ließ sich ebenso auf dem freien Gelände relativ gut einfangen. Uns stellt sich die Frage, wie die Hähne mit den Schneeverhätnissen überhaupt noch zu Fressen finden konnten.

Als wir sie auf dem Arm hielten, stellten wir erst ihren erbärmlichen Nährzustand fest. Wir hockten sie in getrennte Transportboxen, wo sie gleich anfingen die von uns hineingelegten Körner aufzupicken. Ein Glück, dass sie in den vier ganzen Wochen kein Fuchs geholt hat!
Die Besitzer der Hähne erhalten eine Anzeige vom zuständigen Amtstierarzt.

Die zwei hübschen Herren warten nun im Tierheim Mentlberg auf ein neues und artgerechtes Zuhause, wo sie hoffentlich nicht einfach „vergessen“ werden.

Uns zeigt mal wieder, dass hinter einer vermeintlich „schönen“ Tierhaltung, nicht immer das Tierwohl jedes einzelnen Tieres im Vordergrund steht, sondern wie so meist, bloß der Profit.
Wie es den beiden Hähnen ergangen ist, so ergeht es leider jedes Jahr vielen Tieren. Immer wieder gehen im Herbst Meldungen bei uns ein, wo Tiere auf Almen zurückgelassen wurden. Auf diese Weise kamen in der Vergangenheit bereits Katzenbabys in die Tierheime, weil die Ausflügler die Kleinen im Sommer so süß fanden, jedoch im Herbst der Reiz verloren war und der Platz auf dem Hof im Tal fehlte. Hunde, die auf der Alm zum Hüten gut genug waren, über den Winter wusste man nicht mehr wo man sie unterbringen sollte. Auch junge Ziegen und Schafe oder Fohlen dienen leider bei manchen Hüttenbetreibern nur zur Wahrung der Idylle…