Zierfische wie Goldfische und Kois – die in speziell dafür angelegte Teiche gehören – haben sich inzwischen in fast allen Tiroler Naturgewässern angesiedelt. doch was bedeutet das für diese und vor allem für die bei uns heimischen Tiere?

Jeder kennt den Anblick und genießt ihn: Ein schön bepflanzter Garten­teich und durch das ruhige Gewässer schwimmen lautlos ein paar farbenfro­he Fische. Doch der Schein trügt. Denn die Zierfische bevölkern zunehmend Badeseen, Teiche und Auengebiete. Auch der Tierschutzverein für Tirol 1881 wird immer wieder mit Einsätzen an Naturgewässern mit übermäßigem Goldfisch- und Koibesatz konfrontiert.

Überall, wo Zierfische in der Natur zu finden sind, kann man davon ausgehen, dass sie dort ausgesetzt wurden. Rechtlich gesehen handelt es sich um einen Verstoß gegen das Tier­schutzgesetz sowie gegen das Jagd­ und Fischereigesetz. Es ist schlichtweg Tierquälerei – auch wenn die Besitzer in der Regel glauben, den Tieren in einem Naturgewässer ein schönes Le­ben zu ermöglichen.

Wie es soweit kommen kann, ist schnell berichtet: Ein hübscher Garten und et­was Platz. Da kommt einem an heißen Sommertagen schnell die Idee für einen schönen Teich. In Tierhandlungen kann man Goldfische pro Stück schon ab etwa 1 Euro kaufen. Also wird schnell zugeschlagen und die Aufklärung beim Verkauf bleibt oft auf der Strecke. Nicht nur, dass die Tiere stolze 30 bis 40 Jahre alt werden können, sie wach­sen auch sehr schnell und erreichen Längen von bis zu 40 Zentimeter.

Doch die eigentliche Probleme sind: Goldfische sind eine Karpfenart, die ihre Nahrung durch Gründelaktivität im Boden des Teichs suchen. Dadurch wird Boden aufgewirbelt und das Gewässer ist – je nach Größe – perma­nent eingetrübt. Dies passt leider nicht zu der romantischen Wunschvorstel­lung so mancher Teichbesitzer.

Die Vermehrung von Goldfischen erfolgt in mehreren Zyklen inner- halb eines Jahres, wodurch sich die Population von nur beispielsweise drei Tieren innerhalb eines Jahres verhundertfachen kann. Goldfische vermehren sich weit rascher als Kanin­chen. Kurz nicht hingeschaut – schon ist man von einer klassischen Überbe­völkerung betroffen.

Wer nun glaubt, seinem Problem etwas Luft machen zu können und es in der freien Natur zu „entsorgen“, der sollte sich bewusst sein: Es sind Tiere, die hier nicht heimisch sind. Ursprünglich stammen sie aus China. es handelt sich also um sogenannte Neozoen, die große Schäden in unseren Gewässern anrichten können.

Die scheinbar harmlosen Fische werden schnell zu einer ernsten Gefahr für unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt. Bei ihrer Nahrung sind die gierigen Tiere nicht wählerisch: Sie entwurzeln und verspeisen wichtige Pflanzen, sind Räuber von Amphibienlarven und Kleingetier. Dies bedeutet schnell das Ende für ansässige Arten wie Frösche, Kröten, Lurche und Mol­che. Viele dieser Arten sind auch in Tirol bereits vom Aussterben bedroht. Die Nahrung des natürlichen Fischbe­stands wird derart reduziert, dass auch hier viele Arten stark dezimiert werden. Die einheimische – bereits gefährde­te – Karausche kreuzt sich mit den in freier Natur lebenden Goldfischen und wird dadurch verdrängt.


Haben sich die Zierfische einmal in un­seren Seen und Flüssen angesiedelt, ist der Plage kaum noch Herr zu wer­ den, da ihnen die natürlichen Fress­feinde fehlen.

Tierärzte werden nur in den seltensten Fällen mit kranken Teichtieren konsul­tiert, was nicht bedeutet, dass diese nicht unter Krankheiten leiden können. Anscheinend ein weiterer Grund, war­ um augenscheinlich kranke Fische in der Natur ausgesetzt werden. Goldfische aus viel zu stark besetzten Teichen sind Hauptüberträger von Fischseuchen, die dann auch unsere Wildfische betreffen. Insbesondere der bei Goldfischen und Kois häufig auftretende Herpesvirus bedroht die einheimische Fischfauna. durch Fische verschleppte Ranaviren befallen auch Amphibien und bringen ihnen den Tod.

Viele der in Tirol speziell zur Besie­delung mit und Förderung von vom Aussterben bedrohten Amphibien und Libellen errichtete Gewässer, wurden fast über Nacht zum Goldfischteich.

Dem bestehenden Problem Herr zu werden, ist fast unmöglich. Die be­troffenen Gewässer müssten zur Gän­ze leer gepumpt werden, da sonst ein komplettes Einfangen der Fische un­möglich ist. Doch da bereits die Innau­en von Goldfischen besetzt sind, spre­chen wir in Tirol von einem Fass ohne Boden.

Wir appellieren an alle Zierfischhalter, die Tiere bei Problemen nicht einfach sich selbst zu überlassen und auszusetzen, sondern an unsere heimische Natur und die tragischen Auswirkungen zu denken! Wir stehen nach Möglichkeit mit Rat und Tat zur Seite!

Bitte überlegen Sie sich beim Anlegen eines Gartenteichs gut, ob Sie Zierfi­schen eine langfristige und artgerech­te Haltung bieten können. Schließlich kann man für die Natur einen großen Beitrag leisten, wenn man mit etwas Geduld heimischen Tieren einen Le- bensraum bietet und Molchen, Lurchen, Fröschen und Libellen eine natürliche Zuwanderung ermöglicht.

Wer dennoch einen Gartenteich anle­gen und ihn langfristig mit Goldfischen oder Kois besetzen möchte, sollte un­bedingt die nötige Größe und Tiefe in Hinsicht auf Wachstum und Vermeh­rung der Tiere abstimmen.